KREIS ALTENKIRCHEN. Es ist eine kleine Randnotiz mit großem Hintergrund: Als das Statistische Landesamt jetzt eine Mitteilung zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts veröffentlichte, zeigte sich einmal mehr, dass der Landkreis Altenkirchen beim Anteil des produzierenden Gewerbes landesweit mit an der Spitze steht. Und es dominieren dabei nach wie vor Eisen und Stahl. Das Erbe der Montanindustrie ist speziell ab Wissen „aufwärts“ im AK-Land allgegenwärtig.
Daher ist es nur legitim, auf ein besonderes Jubiläum in diesem Jahr hinzuweisen: 1874, vor genau 150 Jahren, wurde der erste Hochofen der Friedrichshütte in Herdorf angeblasen (das Bild zeigt sie zusammen mit der Alten Herdorfer Hütte). An der Heller entwickelte sich neben dem Bergbau einer der wichtigsten stahlproduzierenden Standorte der Region, neben Niederschelden/Niederschelderhütte, Wehbach, Niederdreisbach und Wissen. Das Erz aus den heimischen Gruben ließ das Feuer nahezu ununterbrochen lodern.
Die Friedrichshütte in Herdorf spielte dabei eine herausragende Rolle. Im November 1947 ging sie als erstes Siegerländer Hochofenwerk (und darüber hinaus in ganz Rheinland-Pfalz) nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Betrieb. 1952 wurde sie eine Tochtergesellschaft der Hüttenwerke Siegerland AG. Es war dies eine Zeit, in der sich die Menschen nicht an regionalen oder politischen Grenzen orientierten, sondern fast alleine an der gemeinsamen Arbeit unter Tage und an den Öfen. Zeitgenössische Reiseführer ließen das Siegerland damals in Wissen beginnen, in Büchern wurde Betzdorf, Sitz der Erzbergbau Siegerland AG, als „westliches Zentrum des Siegerlands“ bezeichnet. Mit dem großen Strukturwandel der Montanindustrie endete auch dieses besondere Gemeinschaftsgefühl.
Mit dem letzten Hochofenabstich am 30. August 1968 war auch die Friedrichshütte Geschichte. Ihr Vermächtnis und das aller anderen Hütten hat es allerdings bis ins 21. Jahrhundert geschafft: In den zahlreichen metallverarbeitenden Betrieben des Kreises, wo sich Tag für Tag zeigt, dass es den „Pulsschlag aus Stahl“ nicht nur im Ruhrgebiet gibt. Glück auf! Text: Thorsten Stahl, Kreisverwaltung